Loading...
Buchtipps für Leser*innen
Buchtipps für Leser*innen

Buchtipp von Jule vom Bündnis Freiburg gegen Rechts

Olivier David - Von der namenlosen Menge

Der Autor Olivier David schreibt in seinem Essayband Von der namenlosen Menge. Über Klasse, Wut und Einsamkeit über seine Beobachtungen von und Erfahrungen mit dem Einfluss von Klasse auf sein Leben und sein Umfeld. Außerdem zeigt er die dahinterliegenden gesellschaftlichen Zusammenhänge und Ursachen auf.
In den autobiographischen Essays platziert er viele Themen, zum Beispiel wie sich soziale Herkunft in Körper einschreibt, ganz persönlich auch in Bezug auf seinen Vater. Er schreibt darüber, wie Armut und Krankheit zusammenhängen, schreibt von Ausgrenzungs- und Einsamkeitserfahrungen. Wütend und anklagend gelingt es ihm, mit seinen Essays eine kompromisslose Sichtbarkeit für diejenigen zu schaffen, die von Politik und Gesellschaft allzu gerne übersehen werden. Im Text schafft Olivier David viele Querverweise zu anderen bekannten Schriftsteller*innen wie Annie Ernaux, Didier Eribon und Édouard Louis. In diesem Kontext sind auch seine Ausführungen über die Verantwortung von Literatur für die Reproduktion bestehender Machtverhältnisse sehr spannend.

[ mehr ]

Andreas Speit

Autoritäre Rebellion
Wie antimoderne Reflexe breite Schichten der Gesellschaft erfassen und sie immer weiter nach rechts rücken

Courntey Gustafson

Katzen und Kapitalismus
Was Cat Content mit Mental Health, Empathie und Feminismus zu tun hat

Deutschland Solidarisch Gestalten

Was die AfD behauptet
und wie wir darüber in der Gesellschaft diskutieren können

Kohei Saito

Marx im Anthropozän
Ideen für die postkapitalistische Gesellschaft

Leseempfehlung von Erika Weisser

Benet Lehmann - Esthers Spuren

Benet Lehmanns Buch ist keine leichte Sommer- oder gar Urlaubslektüre. Auch keine Promi-Biografie, die sich irgendwie nebenher konsumieren lässt. Denn das Buch, das viel mehr ist als die Nacherzählung der von der Shoa-Überlebenden Esther Bejarano selbst erzählten Lebensgeschichte, geht beim Lesen oft über die selbst gesetzten Außen-Abgrenzungen, dringt vor in sensible Bereiche des individuellen inneren Daseins.
Der 28-jährige Autor fragt sich – und damit die Lesenden – nämlich immer wieder, was Menschen dazu bringen kann, sich wider besseres Wissen mit menschenverachtenden Ideologien gemein zu machen. Er versucht herauszufinden, welches die Auslöser dafür sind, dass Mitläufer*innen zu Täter*innen werden. Und er sucht nach den Kipppunkten, die aus eigentlich harmlosen Menschen (Massen)Mörder machen, die weniger in vorauseilendem Gehorsam denn aus der Überzeugung handeln, als blutsrechtlich legaler Zugehöriger einer als überlegen definierten Volksgemeinschaft das Recht zu haben, über das Leben anderer, zu illegalen Eindringlingen oder „Gefährdern" erklärten Menschen entscheiden zu können.

[ mehr ]

Ferdinand Sutterlüty

Widerstehen

Versuche eines richtigen Lebens im falschen

Die Unzufriedenheit in unserer Gesellschaft wächst. Nur wenige ziehen wirklich Konsequenzen aus dem, was sie als falsch erkannt haben. Diese Menschen wollen nicht tatenlos zuschauen und haben den Mut, sich den ...

Hamburger Edition  |   208 Seiten  |   19.- €

Manja Präkels

Gegen den Wind atmen

Breathing Against the Wind

»Ich stehe am Ufer der vereisten Oder. Atme. Ein. Ein. Ein. Bekomme die Luft nicht wieder aus den Lungen gedrückt. Stattdessen kreist weiter die Frage eines Schülers in meinem Kopf: ›Frankfurt lag in der DDR?‹ ...

Merve  |   100 Seiten  |   12.- €

Tipp von Rüdiger Binkle

Heinz Junge - Ewig kann's nicht Winter sein

Die Zeile aus dem berühmten „Moorsoldatenlied" ist Buchtitel und war gewiss auch die Lebens-Leitlinie des politischen Aktivisten Heinz Junge, der, in sogenannten „einfachen Verhältnissen" im Ruhrgebiet aufgewachsen, früh am Widerstand gegen den aufsteigenden deutschen Faschismus teilnahm. Reinhard Junge hat nun die teils fragmentarischen Lebenserinnerungen seines Vaters, seinen unbedingten Glauben an die Emanzipation der Arbeiter*innen, seine Odyssee durch verschiedene NS-Gefängnisse und -Lager, herausgegeben. Eindrücklich, wie stark nach Junges Erinnerungen, die Selbstorganisation der kommunistischen Gefangenen in den frühen Internierungslagern der Nazis ist. Für ein heutiges Publikum überraschend, die Ausdauer und Zähigkeit, mit der der junge Arbeiter sich selbst im Gefängnis Wissen aneignet, nächtelang nicht nur ökonomische Zusammenhänge, sondern auch Biologie, Altertumsgeschichte und die Kunstsprache Esperanto studiert.

[ mehr ]

Robert Beachy

Das andere Berlin

Die Erfindung der Homosexualität: Eine deutsche Geschichte 1867-1933

Homosexualität ist eine deutsche Erfindung – zu dieser überraschenden Erkenntnis kommt Robert Beachy in seiner Geschichte der Homosexualität in Deutschland. In seinem Buch erzählt er von den Pionieren der ...

Siedler  |   464 Seiten  |   24.99 €

Marcus S. Kleiner

Keine Macht für Niemand

Pop und Politik in Deutschland

Popmusik reflektiert die Zeitgeschichte, prägt die Erinnerungskultur und übt Kritik. Marcus S. Kleiner schildert die Entwicklung der deutschsprachigen Popmusik seit 1945 und ihr Zusammenspiel mit Politik. Anhand ...

Reclam Verlag  |   462 Seiten  |   34.- €

Buchtipp von Birgit Heidtke

Mely Kiyak - Dieser Garten

Mely Kiyaks Geschichte über die Nonnen aus Fulda bekam ich geschenkt, für die Ferien. Ich verschlang es sofort, an einem Stück, vor allem aus Neugierde. Denn die kleinen Fibeln der Abtei Fulda begleiten mich schon lange, besonders der Gemüseanbau im Biogarten, den ich für den Jahreslauf der Arbeiten und vor allem wegen der Tabelle zu den guten und ungünstigen pflanzlichen Nachbarinnen regelmäßig konsultiere. Ich besitze außerdem auch Beerenobst im naturgemäßen Anbau und ein Heft über Comfrey, den Beinwell. All das erbte ich von meiner Freundin Emily Meyer, die vor mir den Garten bestellte. Wie die Fuldaer Nonnen gehörte auch Emily zu den frühen Biogärtnerinnen der BRD. Ganz offenbar holte sie sich einiges Wissen aus Fulda, davon zeugt auch noch heute der Beinwell in meinem Garten: am Blatt ziemlich stachelig und ganz schön invasiv, nicht kaputt zu kriegen.

[ mehr ]

Robert Macfarlane

Sind Flüsse Lebewesen?

Sind Flüsse bloße Materie und Ressource für Menschen und Tiere? Keineswegs, sagt Robert Macfarlane: Sie sind eigenständige Lebewesen mit Rechten. Flüsse sollen frei von Verschmutzung fließen – und ein ...

Ullstein  |   416 Seiten  |   29.99 €

Erika Fatland

Seefahrer

Eine Reise durch Portugals vergangenes Weltreich

Auf Geheiß von Heinrich dem Seefahrer segelten im 15. und 16. Jahrhundert Ferdinand Magellan, Vasco da Gama und andere über die Meere auf der Suche nach neuen Handelsrouten und Häfen. Europa wurde mit der Welt ...

Insel Verlag  |   751 Seiten  |   30.- €

Carolin Leder / Tugay Saraç

Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt ist in vielen muslimischen Gemeinschaften noch immer stark tabuisiert. Gläubige insistieren dabei auf der Unvereinbarkeit zwischen einer religiösen und einer sexuellen und/oder geschlechtlichen Identität, wie sie ihrer konservativ ausgerichteten Auslegung des Korans entspricht. Aus dieser Situation ergibt sich ein vielfacher Bedarf an Unterstützung und seelsorgerischer und rechtlicher Beratung, der die Anlaufstelle Islam & Diversity (AID) seit März 2020 in ihrer Arbeit nachkommt.

Lisa Bendiek

Lesben sind die besseren Väter

Regenbogenfamilien als Vorbild für gleichberechtigte Elternschaft

Dieses Buch ist ein Plädoyer dafür, queere Familien nicht länger als defizitär zu betrachten, sondern anzuerkennen, dass sie es sogar besser machen als die klassische Hetero-Kleinfamilie. Es erkundet queere ...

Nautilus  |   312 Seiten  |   22.- €

Rebekka Endler

Witches, Bitches, It-Girls

Wie patriarchale Mythen uns bis heute prägen

Witches, Bitches, It-Girls ist eine anekdotische Spurensuche, die durch die lange Menschheitsgeschichte führt. Rebekka Endler blickt dabei in den Maschinenraum des Patriarchats, ...

Rowohlt  |   464 Seiten  |   25.- €

Philipp Dorestal - Denker der Dekolonisation

Frantz Fanon (1925-1961) hat mit seinem Buch Die Verdammten dieser Erde 1961 einen Klassiker der radikalen politischen Theorie geschrieben. Denker*innen aus dem Umfeld der postkolonialen Theorie konzentrierten sich hingegen auf den „frühen Fanon" und lasen dessen Erstlingswerk Schwarze Haut, weiße Masken als innovative Theorie des Rassismus. Fanon entwickelte, so wird in Dorestals Buch deutlich, eine originelle materialistische Theorie von Rassismus, kolonialer Entfremdung und der politischen Dimension von Begehren, die sich in enger Auseinandersetzung mit, aber auch in Abgrenzung zu Denker*innen wie Hegel, Marx, Sartre, de Beauvoir und Césaire formte.

Anna Lowenhaupt Tsing

Friktionen
Eine Ethnografie globaler Verflechtungen

Hein de Haas

Migration
22 populäre Mythen und was wirklich hinter ihnen steckt

Gabriel Yoran

Die Verkrempelung der Welt
Zum Stand der Dinge (des Alltags)

Emanuel Deutschmann

Die Exponentialgesellschaft
Vom Ende des Wachstums zur Stabilisierung der Welt