Adrian Pourviseh: Das Schimmern der See: Buchvorstellung

Eintritt auf Spendenbasis
Es ist Sommer 2021 und Adrian Pourviseh hat wochenlange Schulungen über das richtige Verhalten bei heiklen Seenotrettungsmissionen hinter sich. Nun läuft die Sea-Watch 3 von Sizilien aus und er wird endlich an seiner ersten Mission teilnehmen. Als Fotograf soll er die Rettung von Flüchtenden dokumentieren. In internationalen Gewässern angekommen, stoßen sie auf ein Holzboot mit über 400 Personen an Bord, das voll Wasser läuft. Da meldet sich die libysche Küstenwache und droht, die Besatzung der Sea-Watch 3 gefangen zu nehmen, sollte das Rettungsschiff nicht abdrehen. Es beginnt eine absurde Verfolgungsjagd mit den von der EU unterstützten Küstenwächtern, welche die Flüchtenden zurück nach Libyen verschleppen wollen ... Ein Augenzeugenbericht vom Alltag an der europäischen Außengrenze.
Das Schimmern der See - Als Seenotretter auf dem Mittelmeer


Şeyda Kurt: Hass - Von der Macht eines widerständigen Gefühls: Lesung

Der Hass, dieses knirschende, zersetzende Gefühl, ist allgegenwärtig. Er brüllt von den Straßen oder flüstert in gutbürgerlicher Feindseligkeit. Er wächst in Parlamentsreden, Querköpfen und Kinderzimmern – und ganz bestimmt nicht im Verborgenen, auch wenn viele ihn gerne dorthin verdammen würden.
Şeyda Kurt holt den Hass raus aus der Verbannung und begibt sich auf die Spuren seines widerständigen Potentials. Dabei interessieren sie vor allem die Menschen als Subjekte des Hasses in einer kapitalistischen, rassistischen und patriarchalen Welt. Wer sind sie, diese Hassenden, und aus welchen Machtverhältnissen kommen sie? Wer darf überhaupt hassen und wer nicht? Welche Gefühle lähmen, welche Gefühle helfen, nicht zu erstarren, und sich immer und immer weiter zu bewegen auf dem Weg in eine gerechtere und zärtliche Gesellschaft?
Schonungslos, launig und jenseits selbstgerechter Entrüstung erkundet Şeyda Kurt den Hass von seiner schöpferischen Seite: als Kategorie der Ermächtigung, der Menschen in ihrem innersten Unbehagen abholen und mobilisieren kann, als widerständiges Handwerk – und nicht zuletzt als dienliches Gefühl, das uns hilft, uns in einem Ozean aus möglichen Reaktionen auf die Welt zurechtzufinden.
ŞEYDA KURT, geboren 1992 in Köln, studierte Philosophie, Romanistik und Kulturjournalismus in Köln, Bordeaux und Berlin. Als freie Journalistin und Kolumnistin schreibt sie für unterschiedliche Print- und Onlinemedien, darunter ZEIT ONLINE. Als Redakteurin arbeitete sie an dem Spotify-Originalpodcast »190220 – Ein Jahr nach Hanau«, der 2021 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde. Im selben Jahr zählte das Medium Magazin das Redaktionsteam zu den Journalistinnen des Jahres. In ihrem Buch Radikale Zärtlichkeit. Warum Liebe politisch ist untersuchte sie Liebe im Kraftfeld von Patriarchat, Kapitalismus und Rassismus.

Maurizio Fiorino: K.O.: Zweisprachige Lesung und Gespräch

Eintritt frei
K.O. von Maurizio Fiorino, aus dem Italienischen von Christiane Burkhardt, spielt im Süditalien der 1980er Jahre– in der „Peripherie der Peripherie“. Hier wächst Biagio, Einzelkind und Halbwaise, bei seinem Vater Bruno, dem Dorfmetzger, auf. Dieser ist nach dem Unfalltod seiner Frau nahezu verstummt. Die archaische Dorfgemeinschaft ist ein von Aberglaube und starren sozialen Erwartungen geprägtes Gefängnis, das jeden, der anders ist, zwingt, die eigenen Gefühle genauso auf Eis zu legen wie die Rinder- und Schweinehälften in der lärmenden Kühlzelle.
Das alte kalabrische Dorf ist einem Erdrutsch zum Opfer gefallen. In dem neuen lieblos hochgezogenen Ort ist man bei starkem Wind dazu gezwungen, den Staub der verfallenen Geisterhäuser der alten Siedlung einzuatmen – der Atemhauch toter Vorfahren, die einfach nicht loslassen wollen. Zwischen Schlachtbank und staubiger Alltäglichkeit träumt Biagio davon, Boxer zu werden, aber vor allem davon, der deprimierenden Hässlichkeit und toxischen Männlichkeit seiner Umgebung etwas entgegenzusetzen und daraus auszubrechen.
Authentisch und präzise schildert der Autor das Leben eines jungen Mannes, der sich in der Grausamkeit der Existenz mit ganzer Kraft gegen die trostlose Gegenwart stellt


Mitveranstalter: jos fritz Buchhandlung und Kulturaggregat e.V.
Hanna Mittelstädt: Arbeitet nie!: Lesung und Gespräch mit Undine Löhfelm

Über ihr politisches Engagement sind Hanna Mittelstädt, Lutz Schulenburg und Pierre Gallissaires Anfang der 1970er Jahre eher zufällig in die Verlegerei eingestiegen. Denn eigentlich sollte die Revolution gemacht werden und nicht Lektorat, Vertrieb oder PR! So hat die von ihnen gegründete Edition Nautilus immer im Spannungsfeld zwischen politischem Wollen und den Zwängen der Realität gearbeitet.
Zehn Jahre nach Lutz Schulenburgs plötzlichem Tod 2013 blickt Hanna Mittelstädt zurück auf die ersten vierzig Jahre Nautilus. Entlang zahlreicher Dokumente und Fundstücke aus der Verlagskorrespondenz erzählt sie eine so persönliche wie kollektive Geschichte. Inspiriert vom Pariser Mai 68 ging es stets um den Reichtum an Lust, Wissen und Autonomie, um die Loslösung von herkömmlichen Vorstellungen der „politischen Arbeit", der „politischen Literatur". Es ist die Geschichte der Erfindung eines anderen Lebens.
Hanna Mittelstädt: Arbeitet nie! - Die Erfindung eines anderen Lebens

Meron Mendel: Über Israel reden: Lesung und Gespräch

Über kaum ein anderes Land wird in Deutschland so viel geredet und gestritten: Zu Israel hat jede*r eine Meinung. Warum ist das so? Wieso hat der Nahostkonflikt eine solche Bedeutung? Und warum ist die Debatte so emotional – und oft so vergiftet? Als Meron Mendel vor zwanzig Jahren nach Deutschland kam, war er überrascht von der Rolle seines Heimatlands im öffentlichen Diskurs. Schon damals konnten nahezu alle, mit denen er sprach, klare Positionen zu Israel und seiner Politik formulieren. Heute werden die Debatten noch heftiger geführt.
Über seinen Bestseller Über Israel reden und darüber, wie das Verhältnis zu Israel und zum Nahostkonflikt in Deutschland verhandelt wird, spricht der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank und Professor für transnationale Soziale Arbeit mit der Politikjournalistin Livia Gerster (FAS) in unserer Reihe »Gegenworte«.

Mitveranstalter: Dokumentationszentrum Nationalsozialismus Freiburg, Gedenkstättenverbund Südlicher Oberrhein
Kooperationspartner: Colloquium Politicum der Universität Freiburg, Egalitäre Jüdische Chawurah Gescher Freiburg e.V., Evangelische Erwachsenenbildung Freiburg, Freundeskreis Freiburg-Tel Aviv-Yafo e.V., Buchhandlung jos fritz, Landeszentrale für politische Bildung, Außenstelle Freiburg
Katja Lewina: Ex: Lesung und Gespräch - CLITLITERATUR #3 -

»Tanze ich seit zwei Jahrzehnten die immer gleiche Choreografie oder hat sich etwas verändert?« Katja Lewina
Mit 16 war Johnny der Eine: Iro, Kippe im Mundwinkel und ein Musikgeschmack wie ein junger Gott. Mit ihm lernte Katja, einen Plattenspieler zu bedienen und einen Penis gleich dazu. Natürlich brannte sie mit ihm durch, doch zwei Jahre später war es aus. Nach 20 Jahren Funkstille sehen Katja und Johnny sich wieder und sprechen über früher. Katja hat inzwischen eine Familie und dennoch wieder mal Liebeskummer. Bei nahezu jeder Beziehung hat sie von Neuem geglaubt: Das ist sie, die große Liebe – bis sie zerbrach.
Katja Lewina trifft in Ex die zehn wichtigsten Männer ihres Lebens, wühlt mit ihnen in alten Erinnerungen und entdeckt psychologische Muster, die viel mit ihr selbst, aber auch mit unserer Gesellschaft zu tun haben. So beleuchtet sie die endende und neu entstehende Liebe in Zeiten des Patriarchats und der scheinbar unbegrenzten Wahlmöglichkeiten und gibt Antworten auf die Frage, was in der Liebe alles schiefgehen kann.
Katja Lewina wurde 1984 in Moskau geboren, studierte Slawistik sowie Literatur- und Religionswissenschaften. Sie arbeitete als freie Lektorin und im Künstler*innenmanagement. Heute ist sie freie Autorin für namhafte Medien. Bei DuMont erschienen die SPIEGEL-Bestseller Sie hat Bock und Bock. Männer und Sex.

In Kooperation mit ArTik Freiburg.
Lesung: Fabrice Humbert: Die Gesichter des Ethan Shaw

9 | 6 €
Er war sein Retter gewesen, damals, als Adam Vollmann mit seiner Mutter von Washington, D.C. nach Colorado gezogen ist. Ethan Shaw war das Idol jedes Jungen und der Schwarm aller Mädchen auf der Highschool in Drysden und der Einzige, dem sich der jugendliche Adam freundschaftlich zugetan fühlte. Und dieser Ethan Shaw soll zu dem Mann geworden sein, der Adam nun von den Bildschirmen des New Yorker Times Square entgegenstarrt? Zu einem landesweit gesuchten Verbrecher? Adam will es nicht glauben und fährt zurück nach Drysden, um die Wahrheit herauszufinden. Aber was ist die Wahrheit in einer Welt, in der jede/r jederzeit alles sagen kann, in der es um Aufmerksamkeit um jeden Preis geht, um Quoten und Auflagen? Wie ist es möglich, zu der einen wahren Geschichte hinter all den Geschichten vorzudringen? Und wer schützt einen davor, auf der Suche nach der Wahrheit nicht selbst den Bezug zu ihr zu verlieren?
Fabrice Humbert: Die Gesichter des Ethan Shaw

Alessandra Carati: Und dann sind wir gerettet: Zweisprachige Lesung und Gespräch -

April 1992. Aida ist gerade sechs Jahre alt, als der Krieg, der Jugoslawien zerstören wird, ihr kleines bosnisches Dorf erreicht. Nach einer abenteuerlichen Flucht schaffen sie und ihre Eltern es bis nach Mailand, wo ihr Bruder Ibro geboren wird. Die Geschwister wachsen in einem fremden Land auf – in einer Familie, die vom Schmerz über die erzwungene Umsiedlung und die Trauer über die Toten in der alten Heimat geprägt ist.
Und dann sind wir gerettet zeigt eindrücklich die Verwüstungen, die der Krieg in einem ganzen Volk bis hinein in die Psyche der Einzelnen anrichtet: »In direktem, schnörkellosem Stil setzt sich Alessandra Carati mit den tiefen Wunden des Exils auseinander« (Corriere della Sera).
In der Buchhandlung jos fritz spricht die 1974 in Monza geborene Autorin mit ihrer Übersetzerin.



Christina Clemm und Stefanie Lohaus: Stärker als Wut: Lesung und Gespräch in der Reihe „Girl, Woman, Other“

Seit mehr als 25 Jahren vertritt die Strafverteidigerin Christina Clemm Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt vor Gericht – und sie ist wütend, weil in Deutschland jeden dritten Tag eine Frau von ihrem (Ex-)Partner umgebracht wird.
In Gegen Frauenhass führt sie durch die Spirale der Gewalt, die in tief verwurzelten, patriarchalen Strukturen ankert.
Im Literaturhaus spricht sie mit Stefanie Lohaus, Mitbegründerin des Missy Magazine und Co-Leiterin der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin, die in Stärker als Wut fünf Jahrzehnte feministischer Bewegung in Deutschland beleuchtet.
Ein Abend über Macht und Ohnmacht, über Errungenschaften, Rückschläge und Perspektiven auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft. Das Gespräch moderiert Andrea Zimmermann (Amica e.V.).





Mitveranstaltet von:
Amica e.V., Stelle zur Gleichberechtigung der Frau der Stadt Freiburg