Es war einmal: Das Antiquariat
»Der Buchladen erweitert sich nach hinten (nur räumlich gemeint) ...«
So kündigt ein Flugblatt 1986 die Erweiterung des jos fritz Buchladens an. Wo schon seit über 20 Jahren ein Café mit gelegentlich gleichem oder ähnlichen Namen ansässig ist, war früher mehr jos fritz. Die Idee war, neben mehr Platz für eine Sitzecke und Kaffeeausschank, auch gebrauchte und vergriffene Bücher, Zeitschriften und Broschüren aus den 1920er Jahren oder der Studentenbewegung verfügbar zu machen.
Außerdem sollten zum Studium benötigte, oft teure, Fachbücher über ein Kommissionsmodell an immer neue Generationen Studierender weitergegeben werden. Heute trennt eine Glastür die Buchhandlung vom damaligen Projekt eines Linken Antiquariats, aber Kaffee gibt es dort immer noch.
Im Oktober 1986 eröffnete an der Ecke Belfort-/Moltkestraße ein weiterer Standort von jos fritz - die erste Zweigstelle. Dort gab es Rares, Vergriffenes und Titel aus dem modernen Antiquariat. Neben Büchern gab es auch die regelmäßig erscheinenden Grünen Listen aussterbender Bücher oder die Listen aus der Kinderecke, denn die weitreichenden Recherchemöglichkeiten des Internets waren damals noch Zukunftsmusik und so wurden Interessierte per Flugblatt auf vorhandene Titel aufmerksam gemacht. In den kommenden Jahren sollte das Antiquariat erheblich zum wirtschaftlichen Überleben des jos fritz beitragen.



Im Jahr 1995 eröffnete dann ein weiteres jos fritz Antiquariat in der UB (nicht im heutigen Glaspalast, sondern in der alten UB, die dann in den 2000er Jahren abgerissen wurde). Dort sollten sich Studierende mit Allem versorgen können, was ihre Hirne begehrten.
Zwei Jahre später, 1997, schließlich expandierte jos fritz nach Münster und auch dort gab es fortan ein jos fritz Antiquariat. Es existiert, unabhängig von der jos fritz Buchhandlung in Freiburg, bis heute.

Das erste Antiquariat in der Moltkestraße, Ecke Belfortstraße.

Im Erdgeschoss der Universitätsbiliothek eröffnete ein zweites Antiquariat.

Auch in der Aegidiistraße in Münster eröffnete ein jos fritz Antiquariat.

Im Jahr 1995 kam noch der Buchversand rosta hinzu. Hier ging es darum auch den Menschen in der »Provinz« Zugang zu jos fritz zu eröffnen. Also wurden viermal im Jahr Listen bestückt, geschrieben und gedruckt.
Die enthaltenen Informationen zu Büchern aus Kleinverlagen, Neuerscheinungen, Restauflagen und Sonderausgaben sollten auch Menschen außerhalb Freiburgs für jos fritz begeistern.
Der Name rosta für den Buchversand ging auf eine Idee Wolfgang Riegers aus dem jos fritz Antiquariat zurück und bezog sich auf die in der frühen Sowjetunion gängigen Rosta-Fenster. Diese Plakate der Russischen Telegrafen Agentur (der ersten sowjetischen Nachrichtenagentur) ersetzten im von Papier Mangel geplagten Sowjetstaat die Zeitungen. Dieses Fenster zur Welt wollte jos fritz bieten.

Doch das oben schon erwähnte Internet veränderte schließlich alles und nach und nach stellten alle Freiburger jos fritz Triebe ihre Arbeit ein. Einzig der Stammladen in der Wilhelmstraße ist bis heute da, ein Antiquariat betreibt jos fritz seit Ende 2004 nicht mehr.
Und vielleicht schafft es das Kollektiv in diesem Jahr den Zusatz „Antiquariat" aus der Firmenbezeichnung zu streichen, so dass weniger Menschen hoffnungsvoll fragen, ob wir ihre Büchersammlung der letzten Jahrzehnte ankaufen möchten.