Isabela Figueiredo
Die Dicke
Mehr als ein Figurproblem.
Zum Gastland Portugal auf der Leipziger Buchmesse 2021 – die leider analog nicht stattfindet – publizieren wir nach Roter Staub (2019) Isabela Figueiredos zweiten Roman, Die Dicke.
Maria-Luísa, die Ich-Erzählerin, hat sich den Magen verkleinern lassen. Sie war hoffnungslos dick und litt unter der Verachtung ihrer Umgebung, dem Verlust ihrer großen Liebe, dem Gewicht ihres "Blauwal"-Körpers. Sie arbeitet als Philosophielehrerin und lebt am Stadtrand von Lissabon, in der ehemaligen Wohnung ihrer Eltern. Maria-Luísa durchschreitet schreibend die Zimmer des Appartements wie auch den Kosmos ihres bisherigen Lebens. Dieser Körper und die damit verbundenen Gefühle lassen sich nicht abstreifen wie eine zweite Haut. Die Verletzungen und Narben sind durch die Operation und den damit verbundenen Gewichtsverlust nicht verschwunden. Noch kann sie sich nicht von ihrer nun viel zu großen Kleidung trennen, als ob sie sich damit auch von ihrer eigenen Geschichte abschneiden würde.
In diesem poetischen Roman geht es um mehr als ein Figur-Problem. Isabela Figueiredo denkt in diesem klugen autofiktionalen Werk über Familie und Liebe nach, über Freundschaft und Einsamkeit. Sie beschreibt, nicht ohne Selbstironie, die Sehnsucht nach einem richtigen Leben, doch, wie geht das? Das Leiden an den Eltern und die Liebe zu ihnen. Was bedeutet das Urteil der anderen für das eigene Leben? Warum ist es so schwer, sich selbst zu lieben? Der Roman ist von Marianne Gareis in ein schnörkelloses, gleichwohl elegantes Deutsch übersetzt worden.
Barbara Weidle
Der Weidle Verlag, im vergangenen Jahr 25 geworden, konzentriert sich auf internationale Gegenwartsliteratur, zumeist aus kleineren Sprachen, und (Wieder)-Entdeckungen der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts, vornehmlich der 1920er Jahre. Auch das Thema Exil ist uns sehr wichtig. Von den Texten der jüdischen Emigranten, die Deutschland in der NS-Zeit verlassen mussten, führt eine Linie zu heutigen Exilanten aus Syrien und Togo zum Beispiel.
Aus dem Portgiesischen von Marianne Gareis.
Weidle Verlag , kartoniert , 280 Seiten
24.- €
978-3-938803-98-1
16.02.2021
Die Dicke
Mehr als ein Figurproblem.
Zum Gastland Portugal auf der Leipziger Buchmesse 2021 – die leider analog nicht stattfindet – publizieren wir nach Roter Staub (2019) Isabela Figueiredos zweiten Roman, Die Dicke.
Maria-Luísa, die Ich-Erzählerin, hat sich den Magen verkleinern lassen. Sie war hoffnungslos dick und litt unter der Verachtung ihrer Umgebung, dem Verlust ihrer großen Liebe, dem Gewicht ihres "Blauwal"-Körpers. Sie arbeitet als Philosophielehrerin und lebt am Stadtrand von Lissabon, in der ehemaligen Wohnung ihrer Eltern. Maria-Luísa durchschreitet schreibend die Zimmer des Appartements wie auch den Kosmos ihres bisherigen Lebens. Dieser Körper und die damit verbundenen Gefühle lassen sich nicht abstreifen wie eine zweite Haut. Die Verletzungen und Narben sind durch die Operation und den damit verbundenen Gewichtsverlust nicht verschwunden. Noch kann sie sich nicht von ihrer nun viel zu großen Kleidung trennen, als ob sie sich damit auch von ihrer eigenen Geschichte abschneiden würde.
In diesem poetischen Roman geht es um mehr als ein Figur-Problem. Isabela Figueiredo denkt in diesem klugen autofiktionalen Werk über Familie und Liebe nach, über Freundschaft und Einsamkeit. Sie beschreibt, nicht ohne Selbstironie, die Sehnsucht nach einem richtigen Leben, doch, wie geht das? Das Leiden an den Eltern und die Liebe zu ihnen. Was bedeutet das Urteil der anderen für das eigene Leben? Warum ist es so schwer, sich selbst zu lieben? Der Roman ist von Marianne Gareis in ein schnörkelloses, gleichwohl elegantes Deutsch übersetzt worden.
Barbara Weidle
Der Weidle Verlag, im vergangenen Jahr 25 geworden, konzentriert sich auf internationale Gegenwartsliteratur, zumeist aus kleineren Sprachen, und (Wieder)-Entdeckungen der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts, vornehmlich der 1920er Jahre. Auch das Thema Exil ist uns sehr wichtig. Von den Texten der jüdischen Emigranten, die Deutschland in der NS-Zeit verlassen mussten, führt eine Linie zu heutigen Exilanten aus Syrien und Togo zum Beispiel.