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josfritz Buchhandlung Freiburg
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Julia Korbik

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Rowohlt , Taschenbuch , 320 Seiten

 12.99 €

 978-3-499-63323-2

 12. 2017

Oh, Simone!

Warum wir Beauvoir wiederentdecken sollten

Wer sich noch nicht mit Simone de Beauvoir beschäftigt hat, erhält mit Julia Korbiks Oh, Simone! eine ganz wunderbare Möglichkeit, damit anzufangen. Und wer sie schon kennt, bekommt noch einmal einen neuen Blick auf die herausragende Denkerin und Schriftstellerin, die völlig zu Unrecht etwas in Vergessenheit geraten ist und bei jungen Frauen als „verstaubt" gelten mag.
Aber damit räumt Julia Korbik in Oh, Simone! gründlich auf und wirft einen erfrischend aktuellen Blick auf eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen des 20 Jahrhunderts.
Als Trägerin des gleichen Vornamens vom Titel angezogen, war ich ruckzuck in die Lektüre vertieft und begeistert. Julia Korbik schreibt nicht nur extrem kurzweilig und humorvoll, sie zeigt Simone de Beauvoir auch noch auf eine ganz andere Weise – als Mensch in all ihren Facetten.
Diese Biografie eignet sich besonders für EinsteigerInnen und vermittelt einen guten Überblick über ihr Leben, ihr Lieben und ihre Arbeit. Höchst hilfreich ist zum Beispiel der Schnelldurchlauf aller ihrer Werke, oder auch die kleine Einführung in die Philosophie für Anfängerinnen, das Lexikon des Existenzialismus oder eine Auflistung anderer DenkerInnen, die Beauvoir inspiriert haben, und vor allem, warum.
Etwas irritierend ist anfangs die Aufteilung in die einzelnen Kapitel Werden, Lieben, Denken, Schreiben, Handeln, Kämpfen, da die Chronologie damit ausgehebelt wird und nicht auf Anhieb ersichtlich ist, in welcher Zeit man sich gerade befindet. Aber im Nachhinein erweist sich diese Aufteilung als eine große Bereicherung im Hinblick auf die jeweiligen Lebens- und Arbeitsbereiche.
Korbik zeigt anhand von aktuellen Themen und Debatten auf, wie modern Beauvoir schon damals war und wie weit sie ihrer Zeit voraus war. In Das andere Geschlecht, erschienen 1949, forderte sie das Recht der Frauen auf Abtreibung und die wirtschaftliche Unabhängigkeit für Frauen. Wie sie, die selbst aus einer großbürgerlichen Familie stammte, sich gegen die Diskriminierung der Frau und gegen Ungerechtigkeiten einsetzte, wie sie später zu einem politischen Mensch und zur Feministin wurde, fasziniert und beeindruckt. Sie selbst verweigerte sich den Pflichten einer damaligen Frau, blieb bewusst unverheiratet und kinderlos.
Die Lektüre macht sehr viel Lust, sofort alles von Beauvoir zu lesen, und regt zum „Freiheitlichen Denken" an. Dieses Buch ist eine echte Bereicherung und ein großes Vergnügen. Sehr empfehlenswert ist auch der Oh-Simone-Blog der Autorin.

Simone Thomas, Frauenbeauftragte der Stadt Freiburg, teilt mit Simone de Beauvoir den Vornamen und ziemlich viele Ansichten.