Mely Kiyak
Dieser Garten
Die unglaubliche fabelhaften Nonnen aus Fulda und ihre genialen Erfindungen
Mely Kiyaks Geschichte über die Nonnen aus Fulda bekam ich geschenkt, für die Ferien. Ich verschlang es sofort, an einem Stück, vor allem aus Neugierde. Denn die kleinen Fibeln der Abtei Fulda begleiten mich schon lange, besonders der Gemüseanbau im Biogarten, den ich für den Jahreslauf der Arbeiten und vor allem wegen der Tabelle zu den guten und ungünstigen pflanzlichen Nachbarinnen regelmäßig konsultiere. Ich besitze außerdem auch Beerenobst im naturgemäßen Anbau und ein Heft über Comfrey, den Beinwell. All das erbte ich von meiner Freundin Emily Meyer, die vor mir den Garten bestellte. Wie die Fuldaer Nonnen gehörte auch Emily zu den frühen Biogärtnerinnen der BRD. Ganz offenbar holte sie sich einiges Wissen aus Fulda, davon zeugt auch noch heute der Beinwell in meinem Garten: am Blatt ziemlich stachelig und ganz schön invasiv, nicht kaputt zu kriegen.
Mely Kiyak erzählt in Dieser Garten all das: wie sich die intellektuell breit aufgestellten Nonnen in den Notzeiten des Nachkriegs ganz pragmatisch dafür entscheiden, den Gartenbau als Betriebsfeld zu entwickeln. Wie sie dafür diplomatische Beziehungen zu britischen Naturgärtner*innen knüpfen, um sich das nötige Know-How zu beschaffen. Wie sie die Kunst des Kompostierens vervollkommneten und schließlich mit dem Humofix-Präparat im Tütchen einen Geschäftszweig entwickelten, der deutschsprachige Gartenbauende motivierte, ohne Kunstdünger ertragreich zu wirtschaften. Mely Kiyak weiß viel über die Schwestern der ersten Gartengeneration. Schlüsselfiguren wie Schwester Laurentia oder Schwester Agatha werden zu Protagonistinnen in Dieser Garten und von der Autorin witzig und mit Respekt portraitiert. Wir staunen über Schwester Lioba, die Etiketten für den Klosterkräuterlikör und auch für das Titelblatt der „Winke" – ein Rundbrief für Biogärtnernde – handkolorierte. Nur ein Beispiel für die ausgefeilten Kulturpraktiken der Schwestern. Getrieben von Eigensinn, Horizont, Kontemplation und sicher auch Verschrobenem.
Und über all das hinaus ist Dieser Garten auch eine kleine Kulturgeschichte dieser Benediktinnerinnen. Mely Kiyak verfolgt sie bis in die Gegenwart – buchstäblich und auch leibhaftig. Mehr dazu findet ihr im Nachwort der Autorin, das mich – schon auch mit ein bisschen Neid – genauso erstaunt und erfreut hat.
Birgit Heidtke, Feministische Geschichtswerkstatt
Die Feministische Geschichtswerkstatt macht mit feministischen Blick Geschichte. Wir bringen Diversität in die Erinnerungskultur. Menschen mit unterschiedlichen Talenten und Erfahrungen, mit und ohne internationale Hintergründe sind bei uns aktiv. Wir sind offen für alle Geschlechter und freuen uns über Neugierige und neue Aktive.

mikrotext , 160 Seiten
24.- €
978-3-948631-46-8
08.03.2025
Dieser Garten
Die unglaubliche fabelhaften Nonnen aus Fulda und ihre genialen Erfindungen
Mely Kiyaks Geschichte über die Nonnen aus Fulda bekam ich geschenkt, für die Ferien. Ich verschlang es sofort, an einem Stück, vor allem aus Neugierde. Denn die kleinen Fibeln der Abtei Fulda begleiten mich schon lange, besonders der Gemüseanbau im Biogarten, den ich für den Jahreslauf der Arbeiten und vor allem wegen der Tabelle zu den guten und ungünstigen pflanzlichen Nachbarinnen regelmäßig konsultiere. Ich besitze außerdem auch Beerenobst im naturgemäßen Anbau und ein Heft über Comfrey, den Beinwell. All das erbte ich von meiner Freundin Emily Meyer, die vor mir den Garten bestellte. Wie die Fuldaer Nonnen gehörte auch Emily zu den frühen Biogärtnerinnen der BRD. Ganz offenbar holte sie sich einiges Wissen aus Fulda, davon zeugt auch noch heute der Beinwell in meinem Garten: am Blatt ziemlich stachelig und ganz schön invasiv, nicht kaputt zu kriegen.
Mely Kiyak erzählt in Dieser Garten all das: wie sich die intellektuell breit aufgestellten Nonnen in den Notzeiten des Nachkriegs ganz pragmatisch dafür entscheiden, den Gartenbau als Betriebsfeld zu entwickeln. Wie sie dafür diplomatische Beziehungen zu britischen Naturgärtner*innen knüpfen, um sich das nötige Know-How zu beschaffen. Wie sie die Kunst des Kompostierens vervollkommneten und schließlich mit dem Humofix-Präparat im Tütchen einen Geschäftszweig entwickelten, der deutschsprachige Gartenbauende motivierte, ohne Kunstdünger ertragreich zu wirtschaften. Mely Kiyak weiß viel über die Schwestern der ersten Gartengeneration. Schlüsselfiguren wie Schwester Laurentia oder Schwester Agatha werden zu Protagonistinnen in Dieser Garten und von der Autorin witzig und mit Respekt portraitiert. Wir staunen über Schwester Lioba, die Etiketten für den Klosterkräuterlikör und auch für das Titelblatt der „Winke" – ein Rundbrief für Biogärtnernde – handkolorierte. Nur ein Beispiel für die ausgefeilten Kulturpraktiken der Schwestern. Getrieben von Eigensinn, Horizont, Kontemplation und sicher auch Verschrobenem.
Und über all das hinaus ist Dieser Garten auch eine kleine Kulturgeschichte dieser Benediktinnerinnen. Mely Kiyak verfolgt sie bis in die Gegenwart – buchstäblich und auch leibhaftig. Mehr dazu findet ihr im Nachwort der Autorin, das mich – schon auch mit ein bisschen Neid – genauso erstaunt und erfreut hat.
Birgit Heidtke, Feministische Geschichtswerkstatt
Die Feministische Geschichtswerkstatt macht mit feministischen Blick Geschichte. Wir bringen Diversität in die Erinnerungskultur. Menschen mit unterschiedlichen Talenten und Erfahrungen, mit und ohne internationale Hintergründe sind bei uns aktiv. Wir sind offen für alle Geschlechter und freuen uns über Neugierige und neue Aktive.