Barbi Marković
Stehlen, Schimpfen, Spielen
Ein Freund, so lässt uns Barbi Marković in ihrem Text wissen, fragt sie während ihrer Arbeit daran, ob die Universität wisse, dass sie statt einer Poetikvorlesung an einem Stand-up Programm schreibe. Dieses Buch, das auf einer in Salzburg gehaltenen Poetikvorlesung basiert, passt scheinbar wirklich besser auf ein Badetuch im Freibad oder als vorgetragener Text in einen kleinen Comedy Club als in einen Hörsaal.
Aber das Geniale an Barbi Markovićs Texten ist, dass tatsächlich alle Orte der richtige Ort sind und Leser*innen selbst in der Verantwortung stehen und die Freiheit haben, sich das Erzählte anzueignen und tiefer einzusteigen in die Welt, die sich öffnet bei der Lektüre.
Schnelle Lacher sichert sich die Autorin durch drastische Schilderungen, kurze Sätze und einen fast naiv anmutenden und unverstellten Zugang zur Welt. Aber alles hat einen doppelten Boden, eine zweite Sprache und einen Subtext, den es sich zu erkunden lohnt. Diese Erkundung übernimmt Barbi Marković in diesem Buch, und es lohnt sich, ihr zu folgen. Wir bekommen einen Einblick in die Genese ihres Werks, schauen durch ein Guckloch auf die Arbeitsbedingungen einer Autorin und erfahren viel über autobiographischen Kontext.
Die in Serbien geborene und mittlerweile in Wien lebende Autorin schreibt von ihrem unwahrscheinlichen Hineinstolpern in die Welt der Literatur, wie sie ein Buch von Thomas Bernhard komplett umschrieb (jeder Satz ist vorhanden, aber abgewandelt) und daraus ihr erstes eigenes Buch machte. Sie berichtet, wie sie als Stadtschreiberin von Graz wortwörtlich die Stadt (ab-)schrieb und dann gleich viele weitere (Wien, Sarajevo, Belgrad) dazu, wie sie im Rahmen einer Kunstperformance mit Clemens Setz ein Konsolenspiel aus den 80ern bis ins kleinste Detail beschrieb und dann live auf der Bühne diesen Text aufsagte, während sie das Spiel spielte. Immer, wenn sie im Spiel starb, begann die Rezension von Neuem.
Darüber kann man lachen, aber auch staunen und ins Nachdenken kommen. Nachdenken über Klasse, Sprachen, das Eigentum an Ideen, Prekariat in Autor*innenschaft – all das passiert ausgehend von Stehlen, Schimpfen, Spielen.
Jana Kling

Rowohlt , gebunden , 144 Seiten
20.- €
13.05.2025
Stehlen, Schimpfen, Spielen
Ein Freund, so lässt uns Barbi Marković in ihrem Text wissen, fragt sie während ihrer Arbeit daran, ob die Universität wisse, dass sie statt einer Poetikvorlesung an einem Stand-up Programm schreibe. Dieses Buch, das auf einer in Salzburg gehaltenen Poetikvorlesung basiert, passt scheinbar wirklich besser auf ein Badetuch im Freibad oder als vorgetragener Text in einen kleinen Comedy Club als in einen Hörsaal.
Aber das Geniale an Barbi Markovićs Texten ist, dass tatsächlich alle Orte der richtige Ort sind und Leser*innen selbst in der Verantwortung stehen und die Freiheit haben, sich das Erzählte anzueignen und tiefer einzusteigen in die Welt, die sich öffnet bei der Lektüre.
Schnelle Lacher sichert sich die Autorin durch drastische Schilderungen, kurze Sätze und einen fast naiv anmutenden und unverstellten Zugang zur Welt. Aber alles hat einen doppelten Boden, eine zweite Sprache und einen Subtext, den es sich zu erkunden lohnt. Diese Erkundung übernimmt Barbi Marković in diesem Buch, und es lohnt sich, ihr zu folgen. Wir bekommen einen Einblick in die Genese ihres Werks, schauen durch ein Guckloch auf die Arbeitsbedingungen einer Autorin und erfahren viel über autobiographischen Kontext.
Die in Serbien geborene und mittlerweile in Wien lebende Autorin schreibt von ihrem unwahrscheinlichen Hineinstolpern in die Welt der Literatur, wie sie ein Buch von Thomas Bernhard komplett umschrieb (jeder Satz ist vorhanden, aber abgewandelt) und daraus ihr erstes eigenes Buch machte. Sie berichtet, wie sie als Stadtschreiberin von Graz wortwörtlich die Stadt (ab-)schrieb und dann gleich viele weitere (Wien, Sarajevo, Belgrad) dazu, wie sie im Rahmen einer Kunstperformance mit Clemens Setz ein Konsolenspiel aus den 80ern bis ins kleinste Detail beschrieb und dann live auf der Bühne diesen Text aufsagte, während sie das Spiel spielte. Immer, wenn sie im Spiel starb, begann die Rezension von Neuem.
Darüber kann man lachen, aber auch staunen und ins Nachdenken kommen. Nachdenken über Klasse, Sprachen, das Eigentum an Ideen, Prekariat in Autor*innenschaft – all das passiert ausgehend von Stehlen, Schimpfen, Spielen.
Jana Kling