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josfritz Buchhandlung Freiburg
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Wallace Thurman

cover

Aus dem Englischen von Heddi Feilhauer
Ebersbach & Simon , gebunden , 224 Seiten

 22.- €

 9783-86915-246-2

The Blacker the Berry

The Blacker the Berry. A Novel of a Negro Life erschien erstmals 1929 in New York. Der Autor Wallace Thurman war damals siebenundzwanzig Jahre alt und hatte noch fünf Jahre zu leben. Heute wird er der sogenannten Harlem Renaissance zugerechnet. Zora Neale Hurston, Langston Hughes oder Dorothy West sind die bekannteren Namen dieser kulturellen Bewegung im Harlem der 1920er Jahre.

»Je schwärzer die Beeren, desto süßer der Saft«, heißt es, aber Emma Lou Morgan, die Heldin des Buches, kann diesem Spruch nichts abgewinnen. Sie hat die sehr schwarze Hautfarbe ihres Vaters, den sie kaum kennt, geerbt. Und sie empfindet dies als das große Unglück ihrer Existenz. Der Rassismus, unter dem sie leidet, ist ein Rassismus unter Menschen, die nicht weiß sind. Emma Lou hat eine Farbskala verinnerlicht, die über ein Dutzend Abstufungen von gelb bis schwarz verfügt. Und wer so schwarz ist wie sie, gilt am wenigsten.

In der ersten Szene bekommt sie feierlich ihr Abschlusszeugnis überreicht, aber ihre Gedanken kreisen nur um das vorgeschriebene weiße Kleid, weil dieses Kleid ihre Blackness besonders hervorhebt. Ihre Mutter ermahnt sie, einen hellhäutigen Mann zu heiraten, damit sie keine pechschwarzen Kinder haben würde. Ihr trauriges Schicksal soll sich nicht wiederholen.

Als sie in Los Angeles auf das College geht, nimmt sie sich vor, die „richtigen Leute" kennenzulernen, aber sie findet keine Freundinnen, und die Ursache dafür glaubt sie bald auch zu kennen (siehe oben). Ihre letzte Hoffnung ist dann der Umzug nach Harlem, dort vermutet sie nämlich endgültig die „Richtigen". Emma Lou hat eine hübsche Figur, sie ist klug und strebt nach sozialem Aufstieg. Aber für die jungen Männer, die an den Ecken rumstehen, ist sie nur „dark meat". Nachdem sie ein paar Enttäuschungen hinter sich hat, lernt sie Alva kennen. Alva, hellhäutig, scheint ihr der Richtige zu sein. Dann merkt sie, dass auch er sie nur ausnutzt und mehrgleisig fährt. Immerhin ist er ein ganz passabler Liebhaber.

Emma Lou kämpfte vor hundert Jahren in Harlem um Anerkennung und Entfaltungsmöglichkeiten als sehr schwarze Frau. Ihr dabei lesend zuzuschauen, ist nicht nur lehrreich, sondern auch herzergreifend schön. Jede Leserin kann dann selbst entscheiden, ob der Kampf um universelle Werte vorangekommen ist oder nicht.

Frank Zamboni, Samstagskunde