Joachim Zelter
Staffellauf
Wie viele Bücher bleiben zu Unrecht ungelesen, weil man bei der Lektüre des Klappentextes denkt: Das ist nicht meines. Genau so wäre es mir vermutlich beim Staffellauf gegangen.
Joachim Zelters Lesung bei der Grether Nach(t)lese war für mich der Anlass, den Roman zu lesen. Zum Glück, denn das Buch ist von der ersten Seite an ein großes Lesevergnügen. Mit virtuoser Sprache und leichter Hand entfaltet Zelter seine Mutter- Sohn-Geschichte, die in Freiburg Anfang der 60er Jahre beginnt.
Die angehende Künstlerin Bernadette bekommt in ihrem Atelier Besuch von Karl Staffelstein, Sohn aus wohlhabendem und traditionsbewusstem Elternhaus. Ein Besucher, der sich offensichtlich für die junge Künstlerin interessiert und fortan zum ungebetenen Dauergast im Atelier wird. Seine Hartnäckigkeit zahlt sich schließlich aus. Sie heiratet ihn jenseits jeglicher Leidenschaft und opfert dafür ihr Künstlerinnen-Dasein. Stattdessen Mutterschaft! Sie schenkt dem Hause Staffelstein den ersehnten Stammhalter, ohne in der Familie jemals akzeptiert zu werden.Ihr Sohn Jakob ist der Hoffnungsträger der Staffelsteins, insbesondere der von Bernadettes Schwiegermutter.
Doch zunächst wird er mit seinen schulischen Leistungen den Ansprüchen überhaupt nicht gerecht. Daran kann, nach Ansicht seiner Großmutter, nur die Herkunft der Mutter schuld sein. So schicken ihn die Staffelsteins ins Internat, wo er dann doch irgendwie das Abitur schafft. Zur Begeisterung seiner Großmutter startet er im Studium so richtig durch. Frei jeder Leidenschaft fürs Studium, dafür mit Auszeichnung, bringt er es sogar zum Doktor. Der Jubel in der Familie ist enthusiastisch. Doch als ihm die große Karriere winkt, schmeißt er zum Entsetzen der Staffelsteins alles hin.
Staffellauf ist ein wunderbarer, vor allem sehr schön geschriebener Roman, in dem jeder Satz sitzt. Also verlasst Euch nie auf Klappentexte, es könnte Euch etwas entgehen! Im neuen, gerade erschienenen Roman Hoch oben setzt sich der Tübinger Autor übrigens mit Boris Palmer, dem selbstgefälligen Bürgermeister seiner Heimatstadt auseinander. Der Klappentext hört sich vielversprechend an.
Thomas Hohner, Grether Nach/t)lese und Lesewütiges Kaffeekränzchen bei Radio Dreyeckland
Kröner Verlag , gebunden , 192 Seiten
22.- €
978-3-520-76609-0
20.08.2024
Staffellauf
Wie viele Bücher bleiben zu Unrecht ungelesen, weil man bei der Lektüre des Klappentextes denkt: Das ist nicht meines. Genau so wäre es mir vermutlich beim Staffellauf gegangen.
Joachim Zelters Lesung bei der Grether Nach(t)lese war für mich der Anlass, den Roman zu lesen. Zum Glück, denn das Buch ist von der ersten Seite an ein großes Lesevergnügen. Mit virtuoser Sprache und leichter Hand entfaltet Zelter seine Mutter- Sohn-Geschichte, die in Freiburg Anfang der 60er Jahre beginnt.
Die angehende Künstlerin Bernadette bekommt in ihrem Atelier Besuch von Karl Staffelstein, Sohn aus wohlhabendem und traditionsbewusstem Elternhaus. Ein Besucher, der sich offensichtlich für die junge Künstlerin interessiert und fortan zum ungebetenen Dauergast im Atelier wird. Seine Hartnäckigkeit zahlt sich schließlich aus. Sie heiratet ihn jenseits jeglicher Leidenschaft und opfert dafür ihr Künstlerinnen-Dasein. Stattdessen Mutterschaft! Sie schenkt dem Hause Staffelstein den ersehnten Stammhalter, ohne in der Familie jemals akzeptiert zu werden.Ihr Sohn Jakob ist der Hoffnungsträger der Staffelsteins, insbesondere der von Bernadettes Schwiegermutter.
Doch zunächst wird er mit seinen schulischen Leistungen den Ansprüchen überhaupt nicht gerecht. Daran kann, nach Ansicht seiner Großmutter, nur die Herkunft der Mutter schuld sein. So schicken ihn die Staffelsteins ins Internat, wo er dann doch irgendwie das Abitur schafft. Zur Begeisterung seiner Großmutter startet er im Studium so richtig durch. Frei jeder Leidenschaft fürs Studium, dafür mit Auszeichnung, bringt er es sogar zum Doktor. Der Jubel in der Familie ist enthusiastisch. Doch als ihm die große Karriere winkt, schmeißt er zum Entsetzen der Staffelsteins alles hin.
Staffellauf ist ein wunderbarer, vor allem sehr schön geschriebener Roman, in dem jeder Satz sitzt. Also verlasst Euch nie auf Klappentexte, es könnte Euch etwas entgehen! Im neuen, gerade erschienenen Roman Hoch oben setzt sich der Tübinger Autor übrigens mit Boris Palmer, dem selbstgefälligen Bürgermeister seiner Heimatstadt auseinander. Der Klappentext hört sich vielversprechend an.
Thomas Hohner, Grether Nach/t)lese und Lesewütiges Kaffeekränzchen bei Radio Dreyeckland
