Arturo Pérez-Reverte
Der Italiener
Der Anfang der Geschichte kommt einigen vielleicht bekannt vor aus der „Odyssee“. In diesem griechischen, Homer zugeschriebenen Epos wird der schiffbrüchige, erschöpfte Odysseus von der Prinzessin Nausikaa am Strand entdeckt und aufgepäppelt. Ähnliches nun trägt sich mehr als dreitausend Jahre später am andalusischen Strand in La Linea zu.
Es ist das Jahr 1942, die Welt versinkt in Krieg und Grausamkeit, die verwitwete Buchhändlerin Elena Arbués findet beim Spaziergang mit dem Hund einen in nasses, glänzend schwarzes Gummi gehüllten Mann. „Er blutete aus Ohren und Nase und schien tot zu sein. Sie erinnerte sich an die nächtlichen Explosionen, die Scheinwerfer der Luftabwehr, die den Himmel und das brennende Schiff erleuchtet hatten.“ Doch der Taucher atmet noch, Elena nimmt Teseo Lombardo, den Italiener, mit zu sich nach Hause. Und damit beginnt der auf historischen Tatsachen beruhende und akribisch recherchierte Abenteuer- und Liebesroman, der sich zugleich wie eine literarische Hommage ans Mittelmeer liest.
Lombardo ist Kampftaucher einer italienischen Marine-Spezialeinheit, die die vor der britischen Kronkolonie Gibraltar liegenden Kriegs- und Handelsschiffe mit bemannten Unterwassertorpedos attackiert. Als Basis dient ein gestrandeter italienischer Frachter in den Gewässern Spaniens. Dessen Diktator Franco, obschon ihm das faschistische Italien und Nazi-Deutschland im Bürgerkrieg den Weg zum Sieg über die Republikaner ebneten, verhielt sich im Zweiten Weltkrieg neutral. Elena gerät in den Sog, sie, deren Ehemann zwei Jahre zuvor von Engländern getötet wurde, wird zur Komplizin der Italiener und findet dabei die Liebe ihres Lebens.
Bei Arturo Pérez-Reverte geht es nicht um Gut oder Böse, nicht um den Kampf der freien Welt gegen den Faschismus. Dem 1951 in Cartagena am Mittelmeer geborenen Schriftsteller und Kolumnisten, der lange als Kriegsreporter für das spanische Fernsehen in aller Welt im Einsatz war, selber eine Ausbildung zum Kampftaucher machte und dem in Spanien von einigen Übereifrigen das Etikett eines Rechten, eines Konservativen angeheftet wird, geht es um die Einzelschicksale, um Helden, um, wie er sagt, „den Menschen, der, egal auf welcher Seite oder unter welcher Flagge er steht, ebenso Ungeheuer wie bewundernswert sein kann – er sollte weder mit Abscheu verurteilt noch übermäßig gelobt werden.“
Dominik Bloedner, Journalist
Aus dem Spanischen von Carsten Regling
Folio , gebunden , 395 Seiten
28.-€ €
978-3-85256-919-2
05.09.2025
Der Italiener
Der Anfang der Geschichte kommt einigen vielleicht bekannt vor aus der „Odyssee“. In diesem griechischen, Homer zugeschriebenen Epos wird der schiffbrüchige, erschöpfte Odysseus von der Prinzessin Nausikaa am Strand entdeckt und aufgepäppelt. Ähnliches nun trägt sich mehr als dreitausend Jahre später am andalusischen Strand in La Linea zu.
Es ist das Jahr 1942, die Welt versinkt in Krieg und Grausamkeit, die verwitwete Buchhändlerin Elena Arbués findet beim Spaziergang mit dem Hund einen in nasses, glänzend schwarzes Gummi gehüllten Mann. „Er blutete aus Ohren und Nase und schien tot zu sein. Sie erinnerte sich an die nächtlichen Explosionen, die Scheinwerfer der Luftabwehr, die den Himmel und das brennende Schiff erleuchtet hatten.“ Doch der Taucher atmet noch, Elena nimmt Teseo Lombardo, den Italiener, mit zu sich nach Hause. Und damit beginnt der auf historischen Tatsachen beruhende und akribisch recherchierte Abenteuer- und Liebesroman, der sich zugleich wie eine literarische Hommage ans Mittelmeer liest.
Lombardo ist Kampftaucher einer italienischen Marine-Spezialeinheit, die die vor der britischen Kronkolonie Gibraltar liegenden Kriegs- und Handelsschiffe mit bemannten Unterwassertorpedos attackiert. Als Basis dient ein gestrandeter italienischer Frachter in den Gewässern Spaniens. Dessen Diktator Franco, obschon ihm das faschistische Italien und Nazi-Deutschland im Bürgerkrieg den Weg zum Sieg über die Republikaner ebneten, verhielt sich im Zweiten Weltkrieg neutral. Elena gerät in den Sog, sie, deren Ehemann zwei Jahre zuvor von Engländern getötet wurde, wird zur Komplizin der Italiener und findet dabei die Liebe ihres Lebens.
Bei Arturo Pérez-Reverte geht es nicht um Gut oder Böse, nicht um den Kampf der freien Welt gegen den Faschismus. Dem 1951 in Cartagena am Mittelmeer geborenen Schriftsteller und Kolumnisten, der lange als Kriegsreporter für das spanische Fernsehen in aller Welt im Einsatz war, selber eine Ausbildung zum Kampftaucher machte und dem in Spanien von einigen Übereifrigen das Etikett eines Rechten, eines Konservativen angeheftet wird, geht es um die Einzelschicksale, um Helden, um, wie er sagt, „den Menschen, der, egal auf welcher Seite oder unter welcher Flagge er steht, ebenso Ungeheuer wie bewundernswert sein kann – er sollte weder mit Abscheu verurteilt noch übermäßig gelobt werden.“
Dominik Bloedner, Journalist
