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josfritz Buchhandlung Freiburg
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Yasmina Khadra

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Osburg Verlag , gebunden , 188 Seiten

 18.- €

 978-3-95510-092-6

Die letzte Nacht des Muammar al-Gaddafi

In eine wahrlich fremde Welt entführt der algerische Autor Yasmina Khadra seine LeserInnen und lässt sie die Gedanken eines größenwahnsinnigen Diktators nachvollziehen. In seiner letzten Nacht, umgeben von den Ruinen seiner zerbombten Geburtsstadt Sirte, resümiert Muammar al-Gaddafi seinen Aufstieg vom armen Nomadenjungen zum Revolutionsführer Libyens und zum Hoffnungsträger eines ganzen Kontinentes.

Lange Zeit von den Massen umjubelt und von westlichen Staatsoberhäuptern hofiert, sieht sich Khadras Gaddafi als von Gott auserwählt und unfehlbar. In seinen Augen waren die zu tausenden hingerichteten KritikerInnen und Oppositionellen nur Liebesbeweise für sein Kind, das libysche Volk, das sich schließlich gegen ihn erhebt: „Libyen verdankt mir alles. Wenn das Land heute in Rauch aufgeht, dann, weil es meiner Güte nicht würdig ist.“

Bis zum Schluss ist Muammar al-Gaddafi von Anhängern umgeben, die, selbst als alles verloren erscheint, nicht ein Wort der Kritik an ihm wagen. Gaddafi herrschte 40 Jahre lang nicht allein mit Waffengewalt, sondern er konnte auch mit einer enormen charismatischen Ausstrahlung überzeugen. Am Ende sorgt sich der narzisstische Tyrann vor allem darüber, ob sein Abgang ehrenvoll vonstatten gehen wird. Er ist stolz darauf, nicht wie der Feigling Ben Ali geflohen zu sein, und will auf keinen Fall enden, wie der öffentlich vorgeführte Saddam Hussein mit seinem „Pennerbart“: „Du, Sarkozy, wirst nicht die Ehre haben, von deinem Balkon aus meinen Skalp zu schwenken.“ Und doch verkriecht er sich schließlich allein in einem Abwasserrohr, wird von den libyschen Rebellen herausgefischt und brutal ermordet.

Auf den ersten Blick mögen die Ausführungen eines derartigen Egomanen abschreckend wirken, aber die dichte Erzählung und bildreiche Sprache Yasmina Khadras fesseln die LeserInnen von der ersten bis zur letzten Seite.  ( Katrin Dietrich, iz3w )

Aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe.