Alexander Ilitschewski

Der Perser

Die Geschichte ist schnell erzählt: Ilja, ein Exilrusse von einer Insel bei Baku in der ehemaligen Sowjetrepublik Aserbaidschan, kehrt aus den USA zurück in seine Heimat. Er reist seiner Ex-Frau und seinem Sohn hinterher, außerdem seiner Jugend und vor allem seinem Jugendfreund Hasem. Doch die Geschichte Iljas verwebt Alexander Ilitschewski gekonnt mit der Geschichte der Region, geologischen, ornithologischen, poetischen und religiösen Erkenntnissen zu einem Epos.

Man kann sich leicht verlieren in der Fremdheit der Namen, Orte und Ereignisse und auch in ihrer Vielheit. Man kann sich der Geschichte aber auch hingeben und darin versinken. Dieses Buch entführt einen in nicht eine, sondern unzählige fremde Welten, und ich bin gerne mit auf die Reise gegangen.

Neben Ilja steht auch Hasem, der Perser, im Mittelpunkt des Romans. Und diese Figur hat auch all unsere Aufmerksamkeit verdient. Er ist nicht nur Vogelschützer und spiritueller Anführer einer Gruppe Männer in der Steppe an der Grenze zum Iran (dem ewigen Sehnsuchtsort Persien), er ist auch die Reinkarnation Welimir Chlebnikows. Dieser Dichter, der den russischen Futurismus verkörpert wie kein anderer, steht für die Verbindung von Wissenschaft und Poesie und beflügelt damit nicht nur Romandialoge, sondern regt auch dazu an, neu über Altes nachzudenken.

Alexander Ilitschewski schafft es nach seinem zuletzt bei Matthes und Seitz auf deutsch erschienenen Roman Matisse die sowjetisch-russische Geschichte in all ihren Facetten zu schildern und vor allem die Schicksale derer, die von dieser politischen, aber auch wirtschaftlichen Geschichte hin und her geworfen werden.   ( Jana Kling )